• [18] Philosophie.

    Ein Philosoph schlug einen Kreis.
    Wer weiß,
    was er damit bedachte.

    Und siehe da – wie hingeschnellt
    5 hat sich ein zweiter zugesellt.
    Da war es eine Achte.

    So gehts den...

  • [9] Prolog

    Ich sitze hier am Schreibetisch
    Und schreibe ein Gedichte,
    Indem ich in die Tinte wisch
    Und mein Gebet verrichte.

    5 So giebt sich spiegelnd Vers an Vers
    In ölgemuter Glätte.
    Nur selten fragt man sich: Wie wärs,
    Wenn es mehr Seele hätte?

    Die Seele tut mir garnicht weh,
    10 Sie ist ganz unbeteiligt.
    Nackt...

  • [62] Pubertät

    Durch die Gassen jeden Abend
    Schweife ich, und nach der Jause;
    Niemals noch erreicht es habend,
    Ziehe wedelnd ich nach Hause.

    5 Für die fleischlichen Gelüste
    Such’ ein passendes Objekt ich.
    Hübsches Antlitz, pralle Brüste –
    Aphrodite, ach, versteckt sich!

    Jeden Abend, o wie gräßlich,
    10 Sind sie immer...

  • [60] Resignation

    Ja, so geht es in der Welt,
    Alles fühlt man sich entgleiten,
    Jahre, Haare, Liebe, Geld
    Und die großen Trunkenheiten.

    5 Ach, bald ist man Doktor juris
    Und Assessor und verehlicht,
    Und was eine rechte Hur ist,
    Das verlernt man so allmählicht.

    Nüchtern wurde man und schlecht.
    10 Herz, du stumpfer, dumpfer...

  • [27] Russische Revolution.

    Sind arm. Sind arm.
    Kommen von weit her.
    Aus Vologda. Aus Tomsk.
    Aus tausend Orten,
    5 die keinen Namen haben.
    Willst du an Gott glauben?
    Glaube an uns!
    Willst du fröhlich sein?
    Sieh...

  • [61] Salvatorkeller

    Das ist der Sommer, der die Busen bauscht,
    Der Mummelgreise in Apollos tauscht.
    Im Dunkeln zittern Frauensilhouetten,
    Umschwankt von unsichtbaren Rosenketten.

    5 Doch ach! Schon bei den ersten Gaslaternen
    Spürt die Verwesung man, erstrebt den fernen
    Salvatorkeller, um beim Glase Märzen
    Den Sommerkummer milde...

  • [67] Sanatorium

    Die Spatzen singen und der Westwind schreit,
    Sachtsummend rollt der Regen seine Spule.
    Der weiße Himmel blendet wie verbleit,
    Verrostet krümmt er sich im Liegestuhle

    5 Auf der Veranda. Neben ihm zwei Huren
    Aus der Gesellschaft, syphilitisch eitel.
    Sie streicheln zärtlich seinen Schuppenscheitel
    Und sprechen von Chinin...

  • [26] Schatten

    Einem dumpfen Geiste
    Bin ich untertan,
    Oft fällt die verwaiste
    Luft er gierig an.

    5 Hellen Auges steh ich
    In der lieben Welt,
    Bis der fremde Schatten
    Wieder in mich fällt.

  • [44] Schlaflose Nacht

    Übermüdet, schlaflos lieg ich in den Decken,
    Schon malt der junge Tag lichtgraue Flecken
    Auf Ofen, Stuhl und Lampenknauf.
    Das Fenster steht sperrangelauf.
    5 Ein Hund läuft über den Asphalt, sein Halsband klappert.
    Es tickt wo eine Uhr. Der Bäckerjunge tappert
    Und schleppt im Sack Verschlafenheit und Bemme.
    Von...

  • [16] Schwindsüchtige.

    Sie müssen ruh’n und ruh’n und wieder ruh’n,
    teils auf den patentierten Liegestühlen
    sieht man in Wolle [...