XXII. (22)

XXII. (22)

1. Schwer langweilig ist mir mein zeit,
seid ich mich hab gescheiden,
von dir mein schatz und höchste freud
erst merck das ich mus leiden.
Was zu leiden ist, ach weh der frist,
wird mir so lang mit schmertzen,
das ich offt klag, es scheint kein tag,
dein wird gedacht im hertzen.

2. Denn mich jetzund, mein lange fart
in trawren pein thut setzen,
mein einiges E, gedenck der wort, |einiges=einziges
damit ich mich thet letzen.
Mit was gestalt, in dein gewalt,
ich mich dir hab ergeben.
Darumb ich sprich, das ich ohn dich,
kein stundt mag frölich leben.

3. Und das ich dein edle freundschafft,
die zeit in leid mus meiden,
ich bit dich nicht acht, was man klafft,
ich wil der deine bleiben.
Damit wil ich, befehlen mich,
deim gantzen trewen hertzen,
ohn zweifel frey, sey wo ich sey,
trag ich nach dir gros schmertzen.

Collection: 
1582

More from Poet

XIIII. (14)

1. Ich habs gewagt, du schöne magd,
in rechter lieb und trewe,
Ich bitt halt fast, wie du mir hast, |fast=fest
gered, sol dich nicht gerewen. |gerewen=gereuen
Ich wil allein, dein eigen sein,...

XIII. (13)

1. So wünsche ich jr ein gute nacht,
bey der ich war alleine,
Ein freundlich wort sie zu mir sprach,
wir zwey müssen uns scheiden.
Ich scheide nit weit, Gott weis die zeit,
widerkommen bringt freude....

XII. (12)

1. Jetzt scheiden das bringt mir schwer,
und macht gantz trawrig mich:
Das ich nun mus von der,
die offt erfrewet mich.
Mit schimpffen und mit schertzen,
hat sie mir mein gemüth erfrewt,
erst...

X. (10)

1. So wünsch ich jr eine gute nacht,
zu hundert tausent stunden,
Wenn ich die lieb erst recht betracht,
ist mir mein leid verschwunden.
Wenn ich sie ansich, so erfrewet sie mich, |ansich=ansehe
sie...

VII. (7)

1. Ich armes megdlein klag mich sehr,
wie wil mir nu geschehen,
das ich den hertz allerliebsten mein,
so lang nit hab gesehen,
der mir viel weil ond zeit vertreibt,
sonst keiner auff dieser erden,...