Statt einer Serenade

Das ist ein Abend, wie ich keinen sah,
Ein Abend, voller Sehnsucht, voller Gnade,
Die Luft so mild, der Himmel uns so nah;
Nur einen Wunsch noch, Liebster, hätt' ich da:
Die stillen Töne einer Serenade.

Musik, wie unsere Abendträume weich,
Zärtliche Klänge, lind die Locken streichelnd,
Und den verbuhlten Abendwinden gleich,
An träumerischen, süßen Düften reich,
Sich bis in meine tiefste Seele schmeichelnd.

Ich bin so glücklich, daß du bei mir bist,
Und willig beut mein Mund sich deinen Küssen,
Doch, daß dein Mund das Bitten nicht vergißt,
Sollt' er vom Garten her, der dunkel ist,
In einem weichen Lied drum bitten müssen.

Du willst nicht singen, Liebster, vor dem Tor?
Und willst, auch nicht ein Weilchen nur, mich meiden?
So neige deinen Mund zu meinem Ohr
Und sing' mir ein verschwiegnes Liedchen vor
Von Lieb und Sehnsucht und von Lust und Leiden. 

aus: Hugo Salus Ernte
Albert Langen Verlag für Litteratur und Kunst
München 1903

Collection: 
1900

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