Sonett 198

O kleine Kammer, einst ein sichrer Hafen,
     Wenn mir am Tag gestürmt des Lebens Welle,
     Jetzt bist du Stille nächt’ger Thränen Quelle,
     Die mir am Tag im Auge schüchtern schlafen.

O Bette, wo ich einst so sanft geschlafen
     In so viel Kummer - ach! mit Thränen schwelle
     Ich jetzt der Kissen liebe Ruhestelle,
     Seit mir nur hart mich Amors Arme trafen.

Doch nicht die Stille, nicht des Schlafes Arme,
     Mich selbst nur flieh’ ich jetzt, und die Gedanken,
     Und rastlos treibt michs, ihnen zu enteilen.

Dem feindlichen, mir so verhaßten Schwarme
     Der Menschen muß ich meine Freystatt danken,
     So schrecklich ist mirs, bey mir selbst zu weilen.

Collection: 
Translator Simple: 
Carl Streckfuß
1804

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Von Amorn zum gewohnten Ort gekehret,
     Stand ich wie einer, der gefaßt zum Streiten,
     Sich vorsieht, sich umschanzt von allen Seiten,
     Mit der Entschlüsse schwachem Schild bewehret.
 
Ich wandte mich, und staunte süß bethöret,
     Sah...

Weh mir, den Amors harter Angriff findet.
     Bey Tag und Nacht zu mehr als tausend Mahlen —
     Hin kehr’ ich, wo ich sah die Funken strahlen,
     Die ew’ge Gluth im Herzen mir entzündet.

Dort find’ ich Ruhe — Wenn die Nacht verschwindet,
     Wie wenn...

Als Cäsar einst aus des Verräthers Hand
     Des großen Feind’s geehrtes Haupt empfangen,
     Fühlt’ er von Freud’ und Jubel sich befangen,
     Ob heuchelnd gleich sein Blick voll Thränen stand.

Und Hannibal, als nun sein Vaterland
     Das grause...

Das goldne Haar, gelößt den sanften Winden,
     Ward neu gelockt in tausend süße Wogen,
     Aus ihrer Augen Doppelsternen flogen
     Die Zauberstrahlen, die mir nun verschwinden.

Auf ihrem Antlitz Mitleid aufzufinden
     Wähnt’ ich — vielleicht daß mich...

Zum alten Kerker hat mich neu geführet
     Amor, mit der Verheißung Schmeichellaut,
     Den Schlüssel hat der Feindinn er vertraut,
     Ob deren noch mein Herz sich selbst verlieret.

Gefangen war ich schon, eh’ ichs gespüret,
     Doch floh ich aus der...