Sonett 193

Einst sang, jetzt klag ich — aber ich gewinne
     In Klagen jetzt, wie einst in den Gesängen.
     Nicht an der Wirkung, an der Ursach hängen,
     Berauscht von Hoheit, alle meine Sinne.

Nicht daß mir je mein gleicher Muth zerrinne,
     Bey Sanftmuth, Härte, süßen, rauhen Klängen,
     Gern trag ich alles — keine Bürden drängen
     Mich, daß ich je zu beugen mich beginne.

Und mögen mit mir wie gewöhnlich schalten
     Amor und Laura, Menschen und Geschicke —
     Stets fröhlich sey mein Herz, mein Auge helle.

Und lebend, sterbend, schmachtend werd’ ich halten
     Mich für den Meistbegünstigten vom Glücke,
     So süß ist meiner Bitterkeiten Quelle.

Collection: 
Translator Simple: 
Carl Streckfuß
1804

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Von Amorn zum gewohnten Ort gekehret,
     Stand ich wie einer, der gefaßt zum Streiten,
     Sich vorsieht, sich umschanzt von allen Seiten,
     Mit der Entschlüsse schwachem Schild bewehret.
 
Ich wandte mich, und staunte süß bethöret,
     Sah...

Weh mir, den Amors harter Angriff findet.
     Bey Tag und Nacht zu mehr als tausend Mahlen —
     Hin kehr’ ich, wo ich sah die Funken strahlen,
     Die ew’ge Gluth im Herzen mir entzündet.

Dort find’ ich Ruhe — Wenn die Nacht verschwindet,
     Wie wenn...

Als Cäsar einst aus des Verräthers Hand
     Des großen Feind’s geehrtes Haupt empfangen,
     Fühlt’ er von Freud’ und Jubel sich befangen,
     Ob heuchelnd gleich sein Blick voll Thränen stand.

Und Hannibal, als nun sein Vaterland
     Das grause...

Das goldne Haar, gelößt den sanften Winden,
     Ward neu gelockt in tausend süße Wogen,
     Aus ihrer Augen Doppelsternen flogen
     Die Zauberstrahlen, die mir nun verschwinden.

Auf ihrem Antlitz Mitleid aufzufinden
     Wähnt’ ich — vielleicht daß mich...

Zum alten Kerker hat mich neu geführet
     Amor, mit der Verheißung Schmeichellaut,
     Den Schlüssel hat der Feindinn er vertraut,
     Ob deren noch mein Herz sich selbst verlieret.

Gefangen war ich schon, eh’ ichs gespüret,
     Doch floh ich aus der...