Sonett 15

Ein Thränenstrom floß von den Augenlieden,
     Und Seufzer schwellten meine Brust empor,
     So oft auf dir mein Auge sich verlor,
     Für die ich von der Welt mich abgeschieden.

Wahr ist’s, daß deines Lächelns süßer Frieden
     Schon oft der heißen Wünsche Sturm beschwor,
     Oft zieht michs aus der Quaalen Gluth hervor,
     Wenn dich zu sehn nie meine Blick’ ermüden.

Doch Todeskälte fühlt mein Geist darauf,
     Seh’ ich dich nicht; denn bist du, Holde, ferne,
     Dann leuchten mir nicht meines Lebens Sterne.

Dann schließt die Liebe meinen Busen auf;
     Die Seel’ enteilt der Brust im mächt’gen Streben,
     Um sinnend deine Pfade zu umschweben.

Collection: 
Translator Simple: 
Carl Streckfuß
1804

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Von Amorn zum gewohnten Ort gekehret,
     Stand ich wie einer, der gefaßt zum Streiten,
     Sich vorsieht, sich umschanzt von allen Seiten,
     Mit der Entschlüsse schwachem Schild bewehret.
 
Ich wandte mich, und staunte süß bethöret,
     Sah...

Weh mir, den Amors harter Angriff findet.
     Bey Tag und Nacht zu mehr als tausend Mahlen —
     Hin kehr’ ich, wo ich sah die Funken strahlen,
     Die ew’ge Gluth im Herzen mir entzündet.

Dort find’ ich Ruhe — Wenn die Nacht verschwindet,
     Wie wenn...

Als Cäsar einst aus des Verräthers Hand
     Des großen Feind’s geehrtes Haupt empfangen,
     Fühlt’ er von Freud’ und Jubel sich befangen,
     Ob heuchelnd gleich sein Blick voll Thränen stand.

Und Hannibal, als nun sein Vaterland
     Das grause...

Das goldne Haar, gelößt den sanften Winden,
     Ward neu gelockt in tausend süße Wogen,
     Aus ihrer Augen Doppelsternen flogen
     Die Zauberstrahlen, die mir nun verschwinden.

Auf ihrem Antlitz Mitleid aufzufinden
     Wähnt’ ich — vielleicht daß mich...

Zum alten Kerker hat mich neu geführet
     Amor, mit der Verheißung Schmeichellaut,
     Den Schlüssel hat der Feindinn er vertraut,
     Ob deren noch mein Herz sich selbst verlieret.

Gefangen war ich schon, eh’ ichs gespüret,
     Doch floh ich aus der...