Sonett 138

Mich faßten heftig Amors schöne Arme
     Zu grauser Quaal — und wenn ich mich beschwere,
     Dann wird verdoppelt meiner Leiden Schwere,
     Drum sterb’ ich schweigend hin vor Lieb’ und Harme.

Wohl glaub’ ich, daß des Nordens Eis erwarme
     Vor ihrem Blick — daß er den Fels zerstöre;
     Doch gleicher Stolz ist ihrer Schönheit Wehre,
     Daß sie nicht fragt nach der Bewundrer Schwarme.

Ihr Herz, von hartem Diamant gestaltet,
     Vermag mein Genius nicht zu erweichen —
     Von regem Marmor sind die andern Glieder;

Doch wenn die Stirn sie noch so düster faltet,
     Soll sie doch meine Hoffnung nie verscheuchen,
     Nie nehmen meine süßen Seufzer wieder.

Collection: 
Translator Simple: 
Carl Streckfuß
1804

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Von Amorn zum gewohnten Ort gekehret,
     Stand ich wie einer, der gefaßt zum Streiten,
     Sich vorsieht, sich umschanzt von allen Seiten,
     Mit der Entschlüsse schwachem Schild bewehret.
 
Ich wandte mich, und staunte süß bethöret,
     Sah...

Weh mir, den Amors harter Angriff findet.
     Bey Tag und Nacht zu mehr als tausend Mahlen —
     Hin kehr’ ich, wo ich sah die Funken strahlen,
     Die ew’ge Gluth im Herzen mir entzündet.

Dort find’ ich Ruhe — Wenn die Nacht verschwindet,
     Wie wenn...

Als Cäsar einst aus des Verräthers Hand
     Des großen Feind’s geehrtes Haupt empfangen,
     Fühlt’ er von Freud’ und Jubel sich befangen,
     Ob heuchelnd gleich sein Blick voll Thränen stand.

Und Hannibal, als nun sein Vaterland
     Das grause...

Das goldne Haar, gelößt den sanften Winden,
     Ward neu gelockt in tausend süße Wogen,
     Aus ihrer Augen Doppelsternen flogen
     Die Zauberstrahlen, die mir nun verschwinden.

Auf ihrem Antlitz Mitleid aufzufinden
     Wähnt’ ich — vielleicht daß mich...

Zum alten Kerker hat mich neu geführet
     Amor, mit der Verheißung Schmeichellaut,
     Den Schlüssel hat der Feindinn er vertraut,
     Ob deren noch mein Herz sich selbst verlieret.

Gefangen war ich schon, eh’ ichs gespüret,
     Doch floh ich aus der...