Sonett 137

Schon oftmals hat ihr freundlich holdes Wesen
     Der treuen Liebe hohen Muth gegeben,
     Mit sanftem Wort, mit schüchternem Erbeben
     Bin ich zum Angriff oft bereit gewesen.

Doch eilig fühl’ ich meinen Muth sich lösen,
     Wenn sie mich anblickt, sinkt mein kühnes Streben;
     Denn mir zum Richter über Tod und Leben,
     Und Glück und Leid hat Amor sie erlesen.

So bracht’ ich niemahls noch ein Wort zusammen,
     Das außer mir die andern auch verstünden,
     Denn Amor hieß mir Stimm’ und Muth vergehen;

Auch seh’ ich nun, daß wahrer Liebe Flammen
     Die Geister fesseln und die Zungen binden —
     Der glüht nicht, der sein Feuer kann gestehen.

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Translator Simple: 
Carl Streckfuß
1804

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Von Amorn zum gewohnten Ort gekehret,
     Stand ich wie einer, der gefaßt zum Streiten,
     Sich vorsieht, sich umschanzt von allen Seiten,
     Mit der Entschlüsse schwachem Schild bewehret.
 
Ich wandte mich, und staunte süß bethöret,
     Sah...

Weh mir, den Amors harter Angriff findet.
     Bey Tag und Nacht zu mehr als tausend Mahlen —
     Hin kehr’ ich, wo ich sah die Funken strahlen,
     Die ew’ge Gluth im Herzen mir entzündet.

Dort find’ ich Ruhe — Wenn die Nacht verschwindet,
     Wie wenn...

Als Cäsar einst aus des Verräthers Hand
     Des großen Feind’s geehrtes Haupt empfangen,
     Fühlt’ er von Freud’ und Jubel sich befangen,
     Ob heuchelnd gleich sein Blick voll Thränen stand.

Und Hannibal, als nun sein Vaterland
     Das grause...

Das goldne Haar, gelößt den sanften Winden,
     Ward neu gelockt in tausend süße Wogen,
     Aus ihrer Augen Doppelsternen flogen
     Die Zauberstrahlen, die mir nun verschwinden.

Auf ihrem Antlitz Mitleid aufzufinden
     Wähnt’ ich — vielleicht daß mich...

Zum alten Kerker hat mich neu geführet
     Amor, mit der Verheißung Schmeichellaut,
     Den Schlüssel hat der Feindinn er vertraut,
     Ob deren noch mein Herz sich selbst verlieret.

Gefangen war ich schon, eh’ ichs gespüret,
     Doch floh ich aus der...