11.

Liebchen, o komm zum ländlichen Fest, das ich heute bereitet,
Wahrlich, im fröhlichen Kreis fehlte die Grazie sonst!
Sieh, zur arkadischen Flur ward rings der verödete Harzwald,
Hoch am schroffen Gebirg winket der Tempel der Lust.
Flüsterndes Laub wölbt schattig den Dom, zum duftenden Altar
Schwellet der Rasen, es haucht säuselnde Hymnen der West.
Priesterin bist du selbst der rosigen Freude, für mich nur
Sey, o höre mein Flehn, Priesterin zarterer Gluth!
Könnt' ich mit dir allein, du Reizende, könnt ich dies Fest doch
Feiern, ohne daß schlau lauscht' in der Ferne der Neid!
Ach, mit schneidendem Schwert trennt Glück und Liebe der Volkswahn,
Grämliche Sitte verbeut manche romantische Lust.
Aber nur Muth! Schon ist alles bereit: der tappende Plutus
 Feßle, mit goldener Hand winkend, die Männer an's Spiel,
Und fest banne den weiblichen Kreis die Betrügerin Fama,
Neue Gerüchte genug sammelt' ich heute für sie.
Manches stille Gebüsch hegt rings des verschwiegenen Hains Nacht,
Manches heimliche Thal lockt zum verstohlenen Kuß,
Quellen rieseln umher, und weich ist der Rasen, der Westhauch
Plaudert das süße Gespräch tändelnder Liebe nicht aus.
Schmückt mit dichterer Dämmerung euch, ihr schattigen Haine!
Nur in der Dämmerung Schoos blühet die Rose des Glücks,
Ueppiger duftet, ihr Blumen, empor! vom Fittig des Dufthauchs
Träuft ein weicherer Sinn in das geöffnete Herz.
Komm zum Fest! bald nahet der Trennung Stunde, zurück bringt
Nimmer die Ewigkeit dir, was die Minute geraubt.

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Collection: 
1841

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12.

Laulich schlüpfte der West durch des Harzwalds schauriges Dunkel,
Ueber den felsigen Höhn spielte das Abendgewölk,
Sehnsucht rieselt' im Quell, und im Berghain rieselte Sehnsucht,
Sehnsucht wiegte sich her auf dem entfernten Geläut,
...

11.

Liebchen, o komm zum ländlichen Fest, das ich heute bereitet,
Wahrlich, im fröhlichen Kreis fehlte die Grazie sonst!
Sieh, zur arkadischen Flur ward rings der verödete Harzwald,
Hoch am schroffen Gebirg winket der Tempel der Lust.
...

10.

Bringst du vielleicht, was jetzt du mir sangst in traulicher Stille,
Einst in die Hände des Volks, zu der Gebildeten Ohr,
O dann tilge den Namen hinweg der Geliebten und jedes
Deutende Wort, denn hart richtet der kalte Verstand!
Also...

9.

Liebchen, wie leben wir doch so wundersam? Sind wir denn wirklich
Eins in das Andre verliebt, oder betrügt uns der Schein?
Traulich sitzen wir oft, und es scherzt muthwillig der Leichtsinn
Ueber das tiefe Gefühl, über ein schwärmendes Paar;
...

8.

Amor, himmelgeborener, komm, nicht jener, der sinnlos
In's wildwogende Meer frevelnder Lüste sich senkt,
Nicht du verderblicher Gott, der tief in die Herzen den Pfeil uns
Schleudert und hoffnungslos ewige Gluthen erweckt:
Nein, du reizendes...