31.

Ach, mir schmerzet die Stirn, so sprachst du und wandtest den Blick ab,
Und dein rosiger Mund weigerte zürnend den Kuß.
Trauernd saß ich und stützte das Haupt und starrte den Tisch an,
Und kein schmeichelndes Wort flehte von neuem zu dir.
Stumm nun harrten wir beid' und zürneten beide, der Unmuth
Streckte die starrende Hand zwischen das schweigende Paar.
Wahrlich, erblickt' ein Maler uns jetzt, schnell hätt' er der Ehe
Treffendes Bild und der Treu' eiserne Bande gemalt.
Sprich, was fehlet dir? lispeltest du jetzt endlich und wandtest
Halb das holde Gesicht, nahetest leise die Hand.
Ach mir schmerzet das Herz, so rief ich und wandte den Blick ab,
Und der gebotenen Hand weigert' ich zürnend die Hand.
Jeglicher grollte nun sich und dem Anderen, weil er die Gabe
 Selber verscherzt, weil stolz Jener die Gabe verschmäht.
Oft nur sandten, ob Keinen die That wohl reute, wir Blicke
Lauschend uns zu, doch sie flohn, wenn sie sich trafen, zurück.
Siehe, da brach dein Trotz. Holdselige, mußtest du längst nicht
Fühlen, wie mächtig das Weib herrsche durch zartere Huld?
Traulicher nahtest du jetzt, halb bogst du die Wange, doch abwärts
Schaute der Blick noch, und ich nahete leise wie du;
Und wir fühlten den Kuß, fast eh' wir ihn sahen, und nicht mehr
Schmerzte die Stirn dir, und mir schmerzte nicht ferner das Herz.

_____

Collection: 
1841

More from Poet

12.

Laulich schlüpfte der West durch des Harzwalds schauriges Dunkel,
Ueber den felsigen Höhn spielte das Abendgewölk,
Sehnsucht rieselt' im Quell, und im Berghain rieselte Sehnsucht,
Sehnsucht wiegte sich her auf dem entfernten Geläut,
...

11.

Liebchen, o komm zum ländlichen Fest, das ich heute bereitet,
Wahrlich, im fröhlichen Kreis fehlte die Grazie sonst!
Sieh, zur arkadischen Flur ward rings der verödete Harzwald,
Hoch am schroffen Gebirg winket der Tempel der Lust.
...

10.

Bringst du vielleicht, was jetzt du mir sangst in traulicher Stille,
Einst in die Hände des Volks, zu der Gebildeten Ohr,
O dann tilge den Namen hinweg der Geliebten und jedes
Deutende Wort, denn hart richtet der kalte Verstand!
Also...

9.

Liebchen, wie leben wir doch so wundersam? Sind wir denn wirklich
Eins in das Andre verliebt, oder betrügt uns der Schein?
Traulich sitzen wir oft, und es scherzt muthwillig der Leichtsinn
Ueber das tiefe Gefühl, über ein schwärmendes Paar;
...

8.

Amor, himmelgeborener, komm, nicht jener, der sinnlos
In's wildwogende Meer frevelnder Lüste sich senkt,
Nicht du verderblicher Gott, der tief in die Herzen den Pfeil uns
Schleudert und hoffnungslos ewige Gluthen erweckt:
Nein, du reizendes...