27.

Seidenes Bett, bald hegst du den reizenden Leib der Geliebten,
Ach, schon harret dein Schoos auf die beglückende Last,
Ueppiger schwillst du empor, in den Flaum sank friedliche Ruhe,
Still durch's dämmernde Zelt schlüpfen die Träume dahin.
Darf ich dir nahn, unheilig dem heiligen? Wandle mir, Sehnsucht,
Wandle zum rosigen Jetzt magisch die kommende Zeit!
Hier wird, leis' an die Hülle geschmiegt, aufathmen der Busen;
Flattern in ihr nicht schon Funken der üppigen Gluth?
Hör' ich nicht schon das ätherische Wehn des blühenden Mundes?
Winkt durch die Dämmrung nicht scheu und erröthend ihr Bild?
Küssen will ich den Ort, wo dem Bett mit der Wange sie nahn wird,
Und im seligen Traum wähnen, ich küsse sie selbst,
Will fest schlingen den sehnenden Arm um's wallende Lager;
Blühet das Glück doch allein Jenem, der glücklich sich wähnt.
Also küßt der Verlobte das Bild der Geliebten mit Inbrunst,
Wenn noch fern in dem Arm holder Gespielen sie weilt.
Ruhen soll sie, wo ich jetzt ruhete! Nehmet, ihr Träume,
Huldvoll, was ich gefühlt, auf in den magischen Schoos;
Hegt mit zärtlicher Sorge das Pfand, und, wenn sie herannaht,
In die entschlummerte Brust gießet es Alles hinab!
Doch nicht ich, sie fühle nun Jegliches, und die Bezaubrung
Mische mein heißes Gefühl leise mit ihrem Gefühl!
Laßt sie schwärmen und hoffen, wie ich, und gleiche Verklärung
Leucht' ihr im Blicke, wie mir, wenn ihr Gedanke mich nennt!
Laßt sie glühen, wie ich, und laßt, ich opfre die Sehnsucht
Willig den Grazien auf, lasset sie zagen wie ich!

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Collection: 
1841

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12.

Laulich schlüpfte der West durch des Harzwalds schauriges Dunkel,
Ueber den felsigen Höhn spielte das Abendgewölk,
Sehnsucht rieselt' im Quell, und im Berghain rieselte Sehnsucht,
Sehnsucht wiegte sich her auf dem entfernten Geläut,
...

11.

Liebchen, o komm zum ländlichen Fest, das ich heute bereitet,
Wahrlich, im fröhlichen Kreis fehlte die Grazie sonst!
Sieh, zur arkadischen Flur ward rings der verödete Harzwald,
Hoch am schroffen Gebirg winket der Tempel der Lust.
...

10.

Bringst du vielleicht, was jetzt du mir sangst in traulicher Stille,
Einst in die Hände des Volks, zu der Gebildeten Ohr,
O dann tilge den Namen hinweg der Geliebten und jedes
Deutende Wort, denn hart richtet der kalte Verstand!
Also...

9.

Liebchen, wie leben wir doch so wundersam? Sind wir denn wirklich
Eins in das Andre verliebt, oder betrügt uns der Schein?
Traulich sitzen wir oft, und es scherzt muthwillig der Leichtsinn
Ueber das tiefe Gefühl, über ein schwärmendes Paar;
...

8.

Amor, himmelgeborener, komm, nicht jener, der sinnlos
In's wildwogende Meer frevelnder Lüste sich senkt,
Nicht du verderblicher Gott, der tief in die Herzen den Pfeil uns
Schleudert und hoffnungslos ewige Gluthen erweckt:
Nein, du reizendes...