13.

Feindlich schaust du und finster hinweg, muthwilliges Liebchen,
Plötzlicher Unmuth thront auf der gerunzelten Stirn,
Jeglichen heiteren Gott verscheucht aus dem Auge des Zorns Blitz,
Und unfreundliches Roth färbet die Wange dir jetzt.
Was ich auch rede, du hörest es nicht, und red' ich auch Schönes,
Kein süßlohnender Blick lehret mich, daß ich gefiel.
Ha, so hab' ich dich nimmer gesehn; doch zürne nur, Neuheit
Nährt die Liebe, zu lang dauert ein ewiger Lenz.
Tauscht doch oft mit den Waffen des Mars Cytherea den Gürtel,
Und in Panzer und Helm schleppt sich ihr Knabe daher.
Reizend kleidet der Trotz die Reizende; bist du auch stets mir
Nicht zu gefallen bemüht, immer gefällst du mir mehr.
Grazie, wind' um die düstere Stirn die Trauercypresse,
Flicht mit tändelnder Hand duftende Rosen in's  Haar;
Lächle mich an mit dem schmachtenden Blick hingebender Sehnsucht,
Scheuche den Kühneren rasch fort mit der Flamme des Zorns:
Stets doch knie' ich vor deinem Altar, und jede Verwandlung
Scheint mir die holdere, stets sah ich dich nimmer so schön.
Küssen möcht' ich den reizenden Mund, der die Küsse mir abschlägt,
Möcht' an der wogenden Brust ruhen, die zürnend sich hebt,
Hangen an deinem Blick der sich abkehrt, feindlicher Gluth voll,
Und festhalten die Hand, welche der Fessel sich sträubt.
Also schmückte Clorinde sich einst zur tobenden Feldschlacht,
Kühn nach der Palme des Siegs strebte das muthige Weib;
Doch kaum fühlte sie Tancreds Blick, so kränzte sie, selbst sich
Zürnend, mit Myrtengeflecht, meidend die Fehde, den Helm.
Lockender ist die verbotene Frucht, und Tyndaris hätte,
 War sie dem Troer bestimmt, nimmer den Troer geliebt.
Zürne nur fort, nie warst du mir reizender; wahrlich ich selbst will
Zürnen, damit noch fern jede Vereinigung sey.

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Collection: 
1841

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12.

Laulich schlüpfte der West durch des Harzwalds schauriges Dunkel,
Ueber den felsigen Höhn spielte das Abendgewölk,
Sehnsucht rieselt' im Quell, und im Berghain rieselte Sehnsucht,
Sehnsucht wiegte sich her auf dem entfernten Geläut,
...

11.

Liebchen, o komm zum ländlichen Fest, das ich heute bereitet,
Wahrlich, im fröhlichen Kreis fehlte die Grazie sonst!
Sieh, zur arkadischen Flur ward rings der verödete Harzwald,
Hoch am schroffen Gebirg winket der Tempel der Lust.
...

10.

Bringst du vielleicht, was jetzt du mir sangst in traulicher Stille,
Einst in die Hände des Volks, zu der Gebildeten Ohr,
O dann tilge den Namen hinweg der Geliebten und jedes
Deutende Wort, denn hart richtet der kalte Verstand!
Also...

9.

Liebchen, wie leben wir doch so wundersam? Sind wir denn wirklich
Eins in das Andre verliebt, oder betrügt uns der Schein?
Traulich sitzen wir oft, und es scherzt muthwillig der Leichtsinn
Ueber das tiefe Gefühl, über ein schwärmendes Paar;
...

8.

Amor, himmelgeborener, komm, nicht jener, der sinnlos
In's wildwogende Meer frevelnder Lüste sich senkt,
Nicht du verderblicher Gott, der tief in die Herzen den Pfeil uns
Schleudert und hoffnungslos ewige Gluthen erweckt:
Nein, du reizendes...