Nach dem Abschiede eines jungen Freundes

Du bist geschieden, ich verlassen,
Und Beide sind wir nun allein!
Die Rosen uns'res Glücks erblassen,
Es schwindet unser Morgenschein -
Und in des Tages hellem Lichte
Erkenn' ich Dich, und leider mich,
Der Wand'rer schwindet dem Gesichte,
Er glänzt im Sonnenschein, und ich? -
Im trüben Grau der Dämmerungen,
Dem längst das Morgenroth verschwand,
Steh ich allein, und längst verklungen
Ist meiner Freude Zauberland.
Dorthin wird Dich kein Pfad geleiten,
Dich führt gar andershin Dein Weg!
Allein muß ich durch's Dunkel schreiten
Denn Keiner um mich kennt den Steg!
Und keiner hat den Laut vernommen,
Womit man einst mein Glück genannt.

Mir war ein Fackelschein entglommen,
Du schiedst, sie blieb in Deiner Hand.
Im Doppelschein magst Du nun wallen,
Du darfst kein nächtlich Dunkel scheu'n!
Vom Sonnen-Fackelschein und allen
Sternen wirst Du umleuchtet seyn!

Wie ich nun so im Dunkel stehe,
Schimmerst Du fern wie Sternenlicht!
Doch wenn ich auf Dich rückwärts sehe:
Der ferne Strahl erhellt mich nicht. (S. 102)
1821

Collection: 
1839

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Ich bat das Leben um ein freundlich Wort,
Das Kunde mir von dem Geliebten brächte!
Die Tage rollen unaufhaltsam fort -
Nun wend' ich flehend mich zu euch, Ihr Nächte!

Bringt, da der Sonne Glanz nichts mehr erhellt
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Ich habe gelebt! ich habe geliebt!
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Ich sang diese Worte in Stries,
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Ich muß noch einmal vor Dir stehn,
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Mir ward so bang, von Allem abzuscheiden,
Was sonst mich hielt in früher schöner Zeit -
...

Abschiedslied, als ich am Morgen meiner Rückkehr
erfuhr, er sei schon fort
Aus dem Saamen keimt der Blume
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Stolz im schönen Eigenthume
Jedes Reizes Dir bewußt;
Freuen Dich die zarten Düfte,
Freuet Dich der Farben Pracht -
...