27.
O groß bedünkt der Mann mich, der's verstände,
Sich zu erfreu'n an des Geschickes Gaben,
Doch kalt jedwede Lust auch zu begraben
Und nicht zu trauern, ob sie jählings schwände.
Denn seht! noch gönnt das Glück uns manche Spende:
Manch Bild noch blüht entzückend und erhaben,
Der Liebe Blick darf manchmal noch uns laben,
Noch manchmal wärmt ein Druck uns treuer Hände.
Doch ach! auch Holdes muß sich rasch verzehren,
Wer hätt's vollbracht, Verrauschendes zu bannen?
Wie süß es sei, es kommt ein letzter Tag;
Und draus wir schöpften köstliches Gemach,
Es dient allein, schwebt es im Flug von dannen,
In schwerer Brust des Trübsinns Nacht zu mehren.
Aus: Gedichte von Albert Moeser
Erste Sammlung
Dritte sehr veränderte und vermehrte Auflage
Hamburg Verlagsanstalt und Druckerei Actien-Gesellschaft
1890