20.
Das ist der Lenznacht duftreich-laues Weben,
Es kühlt ihr Hauch, die heiß mir glühn, die Wangen,
Einsames Weh hält starr mein Herz befangen,
Zu Sternen auf muß ich den Blick erheben.
Ob wohl auch dort sich regt beseeltes Leben?
Ob sie auch dort gleich uns nach Glück verlangen,
Nach Liebe seufzen, herb enttäuscht erbangen
Und sterbensmüd' zuletzt ins Nichts verschweben?
Vielleicht, indes ich schmerzgepreßt hier klage,
Weint stumm auch dort ein Herz der Sehnsucht Thränen
Und fragt, wo doch so lang das Glück ihm säume;
Vereint wohl säh'n wir holderfüllte Tage,
Doch ach, wer überbrückt, die klaffend gähnen,
Des weiten Weltalls unermess'ne Räume?
Aus: Gedichte von Albert Moeser
Erste Sammlung
Dritte sehr veränderte und vermehrte Auflage
Hamburg Verlagsanstalt und Druckerei Actien-Gesellschaft
1890