103.

103.
Dem Wandrer, den auf einer eil'gen Reise
Ein schnellentstandner Wasserstrom verhindert,
Bleibt sichre Hoffnung, daß er sich vermindert,
Geduld, bis er zurük in seine Gleise.

Der Schiffer feiert an des Flusses Eise,
Des Frühjahrs harrend, wo der Frost gelindert;
Ein Alter der noch gern mit Tulpen kindert,
Fühlt, welcher Keim in seinen Zwiebeln kreise.

Mich hat von meiner Heimat, die so glühend,
Ein Strom unsel'ger Thränen abgeschnitten,
Der nie verläuft und keine Brüke leidet.

Wo wär' ein Schiff, das jenen Raum durchschneidet
Von mir zu ihr? - und wo, auf welche Bitten
Belebt ein Gärtner, was nur einmal blühend?

Collection: 
1905

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Strebt' ich auch, was mich umflicht,
Aus der Seele wegzudrängen;
Ach! an tausend Fäden hängt es,
Ach! mit tausend Knoten zwängt es,
Und das Herz bleibt drinne hängen,
Und das Netz, ich lös' es nicht.

(Triolett)

Galt es mir, das süße Blicken
Aus dem hellen Augenpaar?
Unter'm Netz vom goldnen Haar
Galt es mir, das süße Blicken?
Einem sprach es von Gefahr,
Einen wollt' es licht umstricken;
Galt es mir,...

Thränen unerhörter Liebe
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Eilet nicht aus diesen Fässern,
Lasset ab das Land zu wässern;
Hier sind Thränen, hier sind Wellen
Eure Ufer...

Laß uns blühen, wie wir blühn,
Eh' der Winter welker Jahre
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(Fleming)

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Kränz' in...

Der Himmel fühlt und theilet meine Qualen,
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Das Blau verwallt in Dunst, die finstern, falen...