4. Hafis:

Daß ich deine Schönheit liebe,
Irrthum hat man das genannt,
Und der zarteste der Triebe
Ward zum Laster hingebannt;

Irrthum! was ist Irrthum? Nennen
Will ich euch die rechte Spur:
Irrthum ist es, zu verkennen
Das Begehren der Natur.

Laster! was ist Laster? Richtet
Auch hierüber die Natur?
Ja, sie richtet; und sie schlichtet:
Mangel ist's an Liebe nur.

Fragt das Alter, fragt die Jugend,
Was denn Irrthum, Wahrheit sey?
Seine Laster, ihre Tugend,
Sind so ziemlich einerlei.

Collection: 
1836

More from Poet

Neigung läßt sich nicht erzwingen,
Nicht gebieten läßt sie sich;
Als du zuzogst deine Schlingen,
Arme! da verlorst du mich.

Doch was höh're Mächte wollten,
Es geschah; was sorgtest du?
Jahr auf Jahre, sie verrollten...

Laß mich nicht der Flamme wehren,
Wenn sie ewig mich umfließt,
Laß mich hastig, hastig zehren,
Wenn die Kost vergänglich ist!

Laß mich hüten, mich verehren,
Was ich nicht besiegen kann;
Ich verschwende im Entbehren...

Will den Stein zum Bildniß hauen,
Nimmer müde, für und für;
Einmal werd' ich sie doch schauen,
Einmal komm' ich doch zu ihr!

Weh! ich fühl's; ich fühl's mit Grauen -
Einmal werd' ich müssen ruhn:
Meinen Leichnam...

Jedem darfst du nicht, Dschaim,
Schmerzen klagen:
Klag' sie Jenen, die sie im
Herzen tragen.
Denn die Liebe nur versteht
Liebesgleichen:
Mein Ziel wird, wer mit mir geht,
Mit erreichen. (S. 65)

Daß ich deine Schönheit liebe,
Irrthum hat man das genannt,
Und der zarteste der Triebe
Ward zum Laster hingebannt;

Irrthum! was ist Irrthum? Nennen
Will ich euch die rechte Spur:
Irrthum ist es, zu verkennen...