40.

40.
Wenn ich in glühender Nacht
Selig geweint und gelacht,
Lieb ich den Morgen so sehr,
Dem ich entgegengewacht.
Über die Himmel so sacht
Streckt er die Fühler mir her,
Leuchtet mir kühn ins Gesicht /
Sucht wohl, und findet doch nicht,
Lider, die müde und schwer.
Und wie er flimmert und sticht
Und mich beschüttet mit Licht,
Hält mich das Lager nicht mehr;
Spring ich empor aus der Glut,
Gebe dem Tag mich in Hut,
Schreite so heiter einher!
Der mir zur Seite geruht,
Liebster, nun schlummere gut,
Siehe, ich liebe dich sehr!
Der du in seliger Nacht,
Himmel mit mir durchwacht,
Träume zu neuer Begehr;
Denn nach verschwendeter Pracht
Bettet der Tag sich in Nacht,
Flutet wie stürmendes Meer
Neues Entzücken daher . . .

Collection: 
1912

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9.

9.
Durch nächtliche Gassen welch süßes Getön,
Wie zwitschernde Vögel in Träumen,
Wie flüsternde Binsen, wie zartestes Wehn
Von Winden in knospenden Bäumen!

Ich öffne das Fenster und blicke hinaus
Und lausche mit...

8.

8.
Unvergleichliches Entzücken
Blüht mir auf aus buntem Strauß;
Welche Freude, ihn zu pflücken,
Sommerglück ans Herz zu drücken!
Trag ihn armevoll nach Haus.

Häufe ihn in schönstem Glase,
...

7.

7.
Zuweilen geh ich morgens in den Garten,
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Verschlafne Vögel auf die Sonne warten
Und alles sacht dem Licht entgegenreift;

Dann trinken meine nachterfrischten Sinne
All...

6.

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Sie soll sich nur dem Gatten ganz erschließen,
Nur dieser seis, dem sie die Seele klage.

Und daß ich doch nun so in Versen sage
Von...

63.

63.
Nur Stunden noch kann meine Seele wachen
Und weit in Ferne nach dir suchen gehn,
Ein letztes Mal die Liebe anzufachen /
Nur Stunden noch, dann kommt der schwarze Nachen,
Und steinern kalt wird Dunkel mich umstehn.

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