38.
Gleich Glockenläuten branden auf in mir
Die tausend Wogen deiner Zärtlichkeiten,
Mit denen du mich gestern überschüttet.
Heut ist es Alltag, und ich gehe hin
Mit Kleidern angetan vor aller Blicken /
Und fühlte nie doch meinen Leib so nackt,
So heißbelebt und jäh durchpulst von Glück!
Wie strahlt mein Blick, der nichts als Eines sieht:
Ein Antlitz über mir, das in Verzückung
Dies hingegebne wehe Lächeln formt,
Das wilder lockt als lauter Wollustschrei.
Wie glüht mein Mund / der nichts als Eines fühlt:
Den reinen Duft von lauter roten Rosen,
Die kühlen Tau in meine Lippen pressen.
Wie lauscht mein Ohr / und hört doch nur ein Kosen,
Als rieselten aus roten Rosen Worte
Voll fremder Glut mir über Hals und Nacken.
Wie fassen meine Hände
So liebreich heute alle Dinge an,
Als glitten sie an sanft geschwelltem Bogen
Von Hüften hin, die hart in meine Lenden
Den tiefsten Rausch, den Gott uns gab, vollenden.
38.
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