33.

33.
Wie tief und rein ist nun mein Herzerleben,
Seit Lionardos Liebe zu mir kam,
Seit er ans wilde dunkle Herz mich nahm,
Von seinem Himmel mir ein Stück zu geben!

Wohin ist Sehnen, Zagen und Erbeben?
Und Lauheit, halbe Lust und falsche Scham?
Ein scharfgeschliffnes Schwert ist nun mein Gram,
Das andachtzitternd meine Hände heben:

Das ich in Wollustschmerz ins Herz mir grabe,
In dunklen Stunden, da ich einsam bin,
Und das ich lächelnd abgegürtet habe,
Wenn ich im Liebesarm des Liebsten bin . . .
Wie Kuß und Schwert sind alle meine Stunden/
Wie Himmelsgnaden oder Höllenwunden.

Collection: 
1912

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9.

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Durch nächtliche Gassen welch süßes Getön,
Wie zwitschernde Vögel in Träumen,
Wie flüsternde Binsen, wie zartestes Wehn
Von Winden in knospenden Bäumen!

Ich öffne das Fenster und blicke hinaus
Und lausche mit...

8.

8.
Unvergleichliches Entzücken
Blüht mir auf aus buntem Strauß;
Welche Freude, ihn zu pflücken,
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Trag ihn armevoll nach Haus.

Häufe ihn in schönstem Glase,
...

7.

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Zuweilen geh ich morgens in den Garten,
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Dann trinken meine nachterfrischten Sinne
All...

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63.

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Ein letztes Mal die Liebe anzufachen /
Nur Stunden noch, dann kommt der schwarze Nachen,
Und steinern kalt wird Dunkel mich umstehn.

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