31.

31.
Nie scheint das Leben mir so fröhlich heiß,
So liebenswert und wundersam erfüllt,
Als wenn ich nah ein Abenteuer weiß,
Das neue Glut und neue Lust enthüllt.

O dieses erste Ineinanderbrennen
Von Blick in Blick: dies tiefe Schaun und Finden!
Nicht Worte sind, den jähen Sturm zu nennen,
Wenn so zwei Seelen sehnend sich verbinden:

Ein liebes Lächeln, erstes scheues Wort,
Ein Händedruck und heißer, heißer Kuß /
Die Flamme glüht und steigt und zündet fort
Und hüllt uns ganz in goldnen Überfluß.

Collection: 
1912

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9.

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Durch nächtliche Gassen welch süßes Getön,
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Wie flüsternde Binsen, wie zartestes Wehn
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Ich öffne das Fenster und blicke hinaus
Und lausche mit...

8.

8.
Unvergleichliches Entzücken
Blüht mir auf aus buntem Strauß;
Welche Freude, ihn zu pflücken,
Sommerglück ans Herz zu drücken!
Trag ihn armevoll nach Haus.

Häufe ihn in schönstem Glase,
...

7.

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Zuweilen geh ich morgens in den Garten,
Wenn noch der Tau die nackten Füße streift,
Verschlafne Vögel auf die Sonne warten
Und alles sacht dem Licht entgegenreift;

Dann trinken meine nachterfrischten Sinne
All...

6.

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Von...

63.

63.
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Ein letztes Mal die Liebe anzufachen /
Nur Stunden noch, dann kommt der schwarze Nachen,
Und steinern kalt wird Dunkel mich umstehn.

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