24.

24.
Wie ist der schwere Gang der jungen Frauen
Verheißungsvoll in seiner müden Wucht,
Als hätte er von Reife, Qual und Frucht
Ein seltsames Geheimnis zu vertrauen.

Wie ihre Augen in die Ferne schauen!
Als grüße dort weither ein Kinderblick,
Als laste dumpf ein schmerzliches Geschick,
So wissend ist der Blick der jungen Frauen.

O dieses hohe Wunder zu verstehen,
Das ihren Körper dehnt und strafft und füllt,
Sucht bangend ihre Seele ihren Gott.
Fern eurem armen Lächeln, eurem Spott,
Gehn sie dahin, in Glauben eingehüllt,
Daß Gottes Engel neben ihnen stehen.

Collection: 
1912

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9.

9.
Durch nächtliche Gassen welch süßes Getön,
Wie zwitschernde Vögel in Träumen,
Wie flüsternde Binsen, wie zartestes Wehn
Von Winden in knospenden Bäumen!

Ich öffne das Fenster und blicke hinaus
Und lausche mit...

8.

8.
Unvergleichliches Entzücken
Blüht mir auf aus buntem Strauß;
Welche Freude, ihn zu pflücken,
Sommerglück ans Herz zu drücken!
Trag ihn armevoll nach Haus.

Häufe ihn in schönstem Glase,
...

7.

7.
Zuweilen geh ich morgens in den Garten,
Wenn noch der Tau die nackten Füße streift,
Verschlafne Vögel auf die Sonne warten
Und alles sacht dem Licht entgegenreift;

Dann trinken meine nachterfrischten Sinne
All...

6.

6.
Es ist nicht Sitte, daß ein Weib es wage,
In ein Sonett ihr Fühlen zu ergießen,
Sie soll sich nur dem Gatten ganz erschließen,
Nur dieser seis, dem sie die Seele klage.

Und daß ich doch nun so in Versen sage
Von...

63.

63.
Nur Stunden noch kann meine Seele wachen
Und weit in Ferne nach dir suchen gehn,
Ein letztes Mal die Liebe anzufachen /
Nur Stunden noch, dann kommt der schwarze Nachen,
Und steinern kalt wird Dunkel mich umstehn.

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