16.

O laß den Blick auf Deinem Antlitz weilen,
Wo Geist und Anmut lieblich sich umschlingen,
Wo von des Lebens tiefsten Räthseldingen
Die Liebe redet in lebendgen Zeilen.

O laß nicht allzuhastig niedereilen
Die seidnen Wimpern, die gleich Schmetterlingen
Sich kosend über blauen Blumen schwingen,
Des Himmels Glanz auf Erden auszutheilen.

Schon manches schöne Kind war mir gewogen,
Das hoch ich pries im hellsten Liedertone -
Doch fand ich stets, daß ich mich selbst betrogen.

Und Du, von der ich Rosen bat zum Lohne,
Du Einzge, die ich Allen vorgezogen,
Reichst kalt mir des Poeten Martyrkrone.

Collection: 
1846

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Wenn ich an Dir mich süß berausche,
Dein Geist in meine Seele quillt,
Wenn ich des Busens Drang belausche,
So sanft erregt und sanft gestillt,

Wenn ich auf meinem Schoos Dich wiege,
Der Wange Roth vor Lust erglimmt,...

Du ruhest unter dem Lindenbaum,
Der steht in goldner Blüte,
Und Engel wandeln durch den Raum
Und durch Dein fromm Gemüthe.

Du träumest unter dem Lindenbaum,
Der haucht süßduftigen Segen,
Und streut in Deinen lichten...

Wie Schmetterlinge flink und leicht
Um junge frische Rosen,
So spielen um den kleinen Mund
Die Worte Dir, die losen.

Das bunte Völkchen flattert mir
Frohlockend nach dem Herzen,
Und aus dem Rosenkelch erblüht...

Es weht durch die blühenden Bäume
Der lachende, sonnige Tag,
Mich senkt in Frühlingsträume
Dein Herz und der Ruderschlag.
Laß ab von Steuer und Ruder,
Vertraue Dich mir, mein Kind,
Ich stehe wie Schwester und Bruder...

Mich fesselt bangen Zweifels voll
Dein liebes Angesicht;
Ob je der Lenz mir lächeln soll,
Dein Auge sagt es nicht:
Begehr' ich doch mit Ungeduld
Nur einen Blick von Dir,
Doch auch die leichte, kleine Huld,...