Gisela Etzel

  • 9.

    9.
    Durch nächtliche Gassen welch süßes Getön,
    Wie zwitschernde Vögel in Träumen,
    Wie flüsternde Binsen, wie zartestes Wehn
    Von Winden in knospenden Bäumen!

    Ich öffne das Fenster und blicke hinaus
    Und...

  • 8.

    8.
    Unvergleichliches Entzücken
    Blüht mir auf aus buntem Strauß;
    Welche Freude, ihn zu pflücken,
    Sommerglück ans Herz zu drücken!
    Trag ihn armevoll nach Haus.

    Häufe ihn in schönstem Glase,
    ...

  • 7.

    7.
    Zuweilen geh ich morgens in den Garten,
    Wenn noch der Tau die nackten Füße streift,
    Verschlafne Vögel auf die Sonne warten
    Und alles sacht dem Licht entgegenreift;

    Dann trinken meine nachterfrischten Sinne...

  • 6.

    6.
    Es ist nicht Sitte, daß ein Weib es wage,
    In ein Sonett ihr Fühlen zu ergießen,
    Sie soll sich nur dem Gatten ganz erschließen,
    Nur dieser seis, dem sie die Seele klage.

    Und daß ich doch nun so in Versen sage...

  • 63.

    63.
    Nur Stunden noch kann meine Seele wachen
    Und weit in Ferne nach dir suchen gehn,
    Ein letztes Mal die Liebe anzufachen /
    Nur Stunden noch, dann kommt der schwarze Nachen,
    Und steinern kalt wird Dunkel mich umstehn....

  • 62.

    62.
    Du Wiege meiner Schmerzen,
    Du sollst nun stille stehn,
    Nicht mehr mit andern Herzen
    Im gleichen Takte gehn.

    Du lagst in tiefen Gluten
    Und manchem hohen Rausch /
    Und mußt du drum verbluten...

  • 61.

    61.
    Starr und staubig ziehen rings die Straßen
    Durch die graue, tote Landschaft hin,
    So vergrämt, als ob sie ganz vergaßen,
    Daß ich hier in Glück gewandelt bin.

    Ihre einst so blühend bunten Hecken
    Zürnen...

  • 60.

    60.
    Noch flammt der Garten in so buntem Blühen,
    Als läg er tief in süßem Sommerglück,
    Noch hält die Luft viel schwülen Duft zurück,
    Und Sonnenstunden gibt es noch, die glühen.

    Und doch liegt alles wie in Bann...

  • 5.

    5.
    Giocondo wartet, daß ich Liebe bringe /
    Er geht, vom eignen Werte überzeugt,
    Des Tages Gang und wartet ungebeugt.
    Geschenke bringt er oft: Juwelen, Ringe

    Und Tand, wie er wohl früher Frauen brachte.
    ...

  • 59.

    59.
    Im Herbsten gibt es starre Stunden,
    Die schauen mich so wissend an,
    Und meine sieben Herzenswunden
    Sind weit vor ihnen aufgetan.

    Und bluten still und ohne Ende
    Und bluten alle Schmerzen aus...