1.
Halt ein / was quälst du mich mit viel verliebten träumen?
Schliest mein vergnügen sich in blossen schatten ein?
Ich greiffe nach der frucht an wunderschönen bäumen;
Wiewol da muß die lust ein leerer fehlgriff seyn.
Mich deucht / ich könne schon im paradise stehen /
Und muß durch wüsteney noch in der irre gehen.
2.
Ich stille meinen durst an deinen schönen brüsten /
Allein des morgens kömmt der durst mich doppelt an;
Mir ist / als ob mich stets die süssen lippen küsten /
Doch wenn ich wachend bin / so hats ein traum gethan /
Läst die entzückung mich in deinen armen hangen /
So hab ich dennoch früh das bette nur umfangen.
3.
Ich klage meine noth / du hörest meine klagen /
Und sprichst mir lauter trost mit holden augen zu.
Dein schöner mund befiehlt mein glücke nur zu wagen /
So macht die hoffnung mir die angenehmste ruh.
Doch wenn der schlaff vorbey / muß sich die unruh mehren /
Und sich der süsse trost fast in verzweiflung kehren.
4.
Mir schenckt die dunckle nacht gewünscht mein ander leben:
Mich blickt der helle tag dargegen neidisch an.
Und meine seele muß sich fast dem todt ergeben /
Basmanda / siehe doch / was deine schönheit kan!
Darf mein verliebtes herz gleich noch in hofnung stehen /
So muß ich doch aus furcht als wie ein schatten gehen.
5.
Ach wil sich nicht einmal mein heiß verlangen fügen?
Wann hemmt die strudel-see den ungewissen lauff?
Wenn läst das glücke doch mein herz vor ancker liegen?
Wenn schlisset sich gewünscht der schöne hafen auf?
Wird endlich mast und schiff noch an den strand getrieben?
Und soll ich lebenslang in frucht und zweifel lieben?
6.
Basmanda / wilst du dich nicht über mich erbarmen?
Ist deine brust von erz? sind deine lippen stahl?
Ich sincke: Halt mich doch mit deinen schönen armen /
Ergötzest du dich selbst an meiner liebes-qual?
Doch kan ich durch den todt nur deine gunst erwerben /
So bin ich schon vergnügt und wil mit freuden sterben.
7.
Doch wo gerath ich hin? will ich auch wachend träumen?
Basmanda liebet mich. Die zeit und hoffnung wird /
Was unsre liebe stört / noch aus dem wege räumen /
Ihr träume fahret fort und machet mich verirrt /
Was mich ein schatten läst mit süsser wollust wissen /
Das hoff ich in der that und wachend noch zu küssen.
(Theil 3 S. 108-110)